Das Dorf liegt ca. 300 m über dem Lago Maggiore in der Gemeinde San Bartolomeo bei Cannobio, nahe der Grenze zur Schweiz und ist nur auf Wanderwegen zu erreichen.
Häuser und Bewohner
1979 wurde mit dem Wiederaufbau des damals verlassenen Ortes begonnen. Alle Bewohner, motiviert durch die Schönheit des Standortes, ringen seitdem ständig um die Erhaltung des Dorfes, sind mit Reparaturen beschäftigt, schneiden das Grün zurück, richten die Terrassen wieder auf, befestigen Grundmauern und decken Dächer. Die Häuser sind mittlerweile gut wieder
hergestellt. →
Es sind nur wenige Menschen in Formine kontinuierlich anzutreffen, die dort auch ihren Lebensmittelpunkt haben. Von Ostern bis zum Herbst sind die meisten Häuser jedoch besetzt. Auch um die Weihnachtszeit ist Betrieb.
Es gibt immer noch Sprachbarrieren zwischen den italienischen und deutschsprachigen Bewohnern.
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Infrastruktur
Der Lastenaufzug, die Teleferica, ist der wichtigste Teil der Infrastruktur und wird intensiv genutzt: für Gepäck, die tagtägliche Essensversorgung und Baumaterial. Steine, Zement, Türen und Fenster werden den Berg hochgezogen. Der Wiederaufbau des Dorfes ist so einst entscheidend vorangekommen. Aktuelle Reparaturen und Sanierungsmaßnahmen wären ohne diese Technik nicht denkbar. Es steht sehr gutes Wasser aus eigener Quelle zur Verfügung.
Eine normale Strom- und Gasversorgung sowie Festnetz-Telefone sind vorhanden. Die Kommunikation läuft meistens über Handys. Eine DSL-Verbindung gibt es jetzt im Casa Rossa. Die Öfen werden mit Holz geheizt. In einigen Häusern ist bereits eine Gasheizung vorhanden. Der Biomüll wird kompostiert, so gut es geht, der Restmüll mit der Teleferica nach unten zum Parkplatz transportiert und dort in die Boden-Container der Gemeinde sortiert (man braucht eine Karte für die Lesefläche an den Containern). Größere Dinge muss man zur Mülldeponie fahren.
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Formineverein
Der Formineverein, durch den der Wiederaufbau des Dorfes zustande kam, stellt den Mitgliedern sein Areal mit dem Casa Rossa und dem Kummerkasten für kulturelle Zwecke und für Seminare zur Verfügung.
So wurde der Ort über die Grenzen hinaus in Verbindung mit Kunst und Wissenschaft bekannt.
∧Projekte
Der Wiederaufbau durch die Initiative des Forminevereins verband sich stets mit der Zielsetzung der kulturellen Förderung. Neben dem Formine-Stipendium zeugen die Seminare und fachlichen Treffen, die in Formine stattfinden, von dieser Ausrichtung. Es gibt jedoch auch Langzeitprojekte der Bewohner, die sich speziell mit dem Leben im Dorf entwickelt haben, wie z.B. die Löffelschnitzer-Schule.
Kunst
Viele Künstler und Künstlerinnen waren in Formine zu Gast und haben hier gearbeitet, ob in Seminaren oder als Sommergäste.
Ein Stipendium wird jährlich an zwei KünstlerInnen oder WissenschaftlerInnen für einen Aufenthalt in der Osteria Vecchia vergeben.
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Geschichte und Fresken
Persönliche Erinnerungen aus der Zeit vor dem Ende der Bewirtschaftung Formines sind hier aufgezeichnet.
Durch das Casa Rossa und die Mailänder Villa ist die geschichtliche Erzählung eng mit der Person der Rina Pedroni und ihren Versuchen, dort eine Hotelwirtschaft zu etablieren, verbunden.
Die Tätigkeit der Freskenmaler war über die Grenzen hinaus bekannt und prägt nicht nur Formine, sondern auch die umliegenden Orte.
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Die Verwaltung
Es gibt keine kommunale Verwaltung vor Ort. Zuständig sind die Gemeinde San Bartolomeo und der Kreis Cannobio.
Die Dorfgemeinschaft kümmert sich um alles selbst. Zu Ostern wird stets eine Dorfversammlung initiiert.
Es werden wichtige Beschlüssen zur Erhaltung der Bausubstanz, Abwasser, Infrastruktur und der Teleferica gefällt und meistens verbindliche und einvernehmliche Lösungen gefunden. Dem Formineverein kommt oft durch die große Personalstärke eine koordinierende Rolle zu.
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Wege, Wald und Terrassen
Die Wanderwege, die nach Formine führen, passieren San Bartolomeo, Rondonico und Marchile, oder auch Cinzago und San Bartolomeo in Montibus. Von der Uferstraße aus kann man Cinzago und San Bartolomeo noch mit dem Auto erreichen. In jedem Fall ist dann aber noch ein Fußweg von einer halben Stunde einzuplanen.
Die Wege sind im Regen und nachts gefährlich, da es Abhänge und Schluchten gibt.
Formine ist umgeben von einem Kastanienwald
und von terrassierten Flächen, die früher landwirtschaftlich genutzt wurden.
In den Becken der Quellen wird gern gebadet.
Unten an der Uferstraße verfügt das Dorf über einen direkten Zugang zum Lago Maggiore.
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Das Klima
Es ist warm vom Frühsommer bis in den Herbst. Schönwetterphasen werden abgelöst von Regentagen, die es in sich haben. Die Wege verwandeln sich in Bäche. Der Ort wechselt sein Gesicht, überrascht dann wieder mit einem klaren Morgen und zeigt sich in erhabener Ruhe. Das Gelände ist im Winter bei Schnee und Eis unwegsam, das Heizen mit den kleinen Öfen mühsam, die Teleferica vereist. Durch die Höhenlage befindet sich die Schneegrenze oft noch Ostern knapp über dem Dorf.
*Vergleichbare Projekte und Initiativen: